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flachsdarre

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Flachsdarre in der Beller Kirche

Text und Bilder von W. Jung

Besuch vom Landrat

Bei einer Kreisbereisung am 3. Mai 2004 besuchte Landrat Hansjochem Schrader mit ausgesuchter Delegation auch die Flachsdarre in der Beller Kirche. Die Delegation machte sich ein Bild von den jüngsten Ausgrabungen im Eckelsheimer Wahrzeichen, der Beller Kirche. Sie waren sehr erstaunt, dass die fleißigen Ausgräber eine Flachsdarre ans Tageslicht befördern konnten. Beate Wridt (8. v.l., linkes Bild), die Eckelsheimer Fachfrau für diesen Sensationsfund, stellte zusammen mit Ortsbürgermeister Ernst Friedrich Schwarz (10. v.l.), Landrat Schrader (9.v.l.) und allen Anwesenden diesen, in einem Kirchenbau, ungewöhnlichen Einbau einer Flachsdarre vor.

In akribischer Kleinarbeit (vom archäologischen Landesamt Mainz und vielen freiwilligen Helfern), seit Ende Februar bis zur Vorstellung an die Öffentlichkeit am 25. April 2004, freigelegte Objekt erfordert noch sehr viel Aufmerksamkeit, um es öffentlich zugänglich machen zu können. Die kleine Ortsgemeinde Eckelsheim wird dies alleine nicht bewältigen können. Landrat Schrader empfahl dazu sämtliche möglichen Anträge zu stellen, um die erforderliche Unterstützung zu erhalten. Das Vorhaben zur Erhaltung der, was sehr ungewöhnlich ist, unterirdisch eingebauten Flachsdarre in der Beller Kirche Eckelsheim, stellt eine Herausforderung an die ganze Region dar. Die Eckelsheimer Flachsdarre geht alle Rheinhessen an. Weitersagen!

Tag der offenen Tür in der Beller Kirche beim Denkmal im Denkmal

Flachs- Darre am 25. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt

Der Förderverein Beller Kirche Eckelsheim e. V. und die Ortsgemeinde Eckelsheim hatten am Sonntag, dem 25. April 2004 in die Beller Kirche eingeladen, um der Bevölkerung in der ganzen Region die kürzlich ausgegrabene Flachs- Darre in der Beller Kirche vorzustellen. Und viele hundert Menschen waren dieser Einladung gefolgt; denn es gab etwas ganz besonderes zu sehen. Eine einmalig gut erhaltene Flachs- Darre mitten im Denkmal Beller Kirche präsentierte sich den neugierigen Besuchern als „Denkmal im Denkmal“, wie Ausgrabungsleiter Dr. Gerd Rupprecht von der archäologischen Denkmalpflege Mainz bei seiner ausführlichen Darstellung des „Sensationsfundes“ betonte.

Am 27. Juli 2002, dem dritten Beller Markt Tag und das ist doch mehr als bezeichnend!, fing alles an. Jürgen Zöller schlug seine Rundeisen zur Befestigung der indirekten Beleuchtung für das abends dann stattfindende Weinintermezzo, auch im Langhaus der Beller Kirche ein und plötzlich fiel ein Eisen in einen Hohlraum hinab. Durch Diskussionen im Autorenteam (Chronik Beller Kirche) und eifrige Interventionen von Wilfried Jung und besonders von Beate Wridt und der Zustimmung zur Grabung in der Beller Kirche, durch den Ortsgemeinderat Eckelsheim, konnten die Frauen und Männer der archäologische Denkmalpflege mit vielen ehrenamtlichen Helfern (Ruth Hoffmann, Arno Hoffmann, Bruno Hoffmann, Beate Wridt, Jürgen Wridt, Monika Schott, Thomas Fischer, Ernst- Friedrich Schwarz und Thomas Stavenhagen), unter der Leitung von Dr. Gerd Rupprecht und Grabungstechniker Klaus Soukup einen seltenen archäologischen Fund an der Seite des Langhauses in der Beller Kirche ans Tageslicht befördern. Die Finanzierung des Vorhabens wurde durch den Förderverein Beller Kirche in Höhe von 2.500 € und den Lions Club Alzey in Höhe von 2.000€ gesichert.

Diese Flachs- Darre wurde in die damals schon ruinöse Beller Kirche im 18. Jahrhundert eingebaut, denn die Kirchenmauern boten ausreichend Schutz vor Wind und Regen. Die Flachs- Darre in der Beller Kirche wurde, was doch etwas ungewöhnlich war in die Erde eingebaut. Sie besteht aus den Bauteilen Heizerplatz, Feuerungskanal und Darrkammer. Über der Darrkammer befand sich früher noch ein Eisenrost. Darauf wurden die Flachsbündel gelegt, um sie mit der aus dem Feuerungskanal aufsteigenden heißen Luft zu dörren. Dies war nötig, um den hölzernen Bestandteil des Flachses mürbe zu machen. Erst danach konnten die Fasern des Flachses auf der Flachsbreche herausgearbeitet werden. Zum Schluß entstand daraus Leinen. Bis ins 19. Jahrhundert war die Flachs- Darre in der Beller Kirche im Betrieb. Mit dem Aufkommen der billigeren Baumwolle verschwand die Flachsverarbeitung in Rheinhessen. Dr. Jens Dolada konnte den vielen Fragen der interessierten Besuchern auch an Hand der über der Flachs- Darre befindlichen Balkenlöcher verständlich machen, dass jetzt endlich auch geklärt werden konnte, was es mit diesen Aussparungen im Mauerwerk der Beller Kirche auf sich hat. Hier war eine Abdeckung über dem Brenngut angebracht gewesen, um das Heizmaterial trocken zu halten.

Vielen speziellen Fragen konnte somit Antwort gegeben werden, auch der Frage, was mit diesem einmaligen Fund in Zukunft passieren soll. Vorerst ist vorgesehen, die Eckelsheimer Flachs- Darre mit einer speziellen Balken und Bohlenkonstruktion abzudecken, damit die kulturellen Veranstaltungen in der Beller Kirche den Sommer über stattfinden können. Im Herbst soll dann der ganze Fund restlos ausgegraben werden.

Danach sind verschiedene Überlegungen angestellt worden und natürlich wirft sich dazu die finanzielle Frage auf. Das Ganze könnte natürlich wieder total zugeschüttet werden! Oder der Heizerplatz und die Darrkammer werden, nachdem ein nachgebautes Eisengitter über der Darrkammer installiert ist, abgedeckt und zu besonderen Anlässen sichtbar gemacht. Am Besten wäre natürlich, wenn dieser einmalige Fund mit Glasplatten abgedeckt werden könnte und indirekt beleuchtet würde. Für die ganze Region könnte diese Eckelsheimer Besonderheit somit unverfälscht sichtbar gemacht werden. Absprachen mit der Denkmalpflege sind im Gange. Und vielleicht wird noch ein Finanzier gefunden, der dieser Sache zugetan ist?! Es bleibt auf jeden Fall spannend und das Mysterium Beller Kirche lebt weiter.

Das Gegenwärtige aus dem Vergangenen entwickeln, um ihm eine Dauer für die Zukunft zu sichern.
Freiherr von Stein

Der Anfang zum Erhalt dieser Eckelsheimer Besonderheit wurde schon gemacht, denn die Besucher am Tag der offenen Tür haben mit ihrer Spende schon einen kleinen Grundstock dazu gelegt.

Auch Sie alle können mithelfen:
Kreissparkasse Alzey
Konto Nr. 12003380
Blz.: 5501260
Kennwort: „Förderverein Kulturdenkmal Beller Kirche e.V.“

flachsdarre.1161262035.txt.gz · Zuletzt geändert: 19.11.2006 14:15 (Externe Bearbeitung)